Müther-Archiv

Seit 2006 wird der berufliche Nachlass des Bauingenieurs und Unternehmers Ulrich Müther an der Hochschule Wismar verwahrt. Der Bestand umfasst 156 laufende Meter Schriftgut (Bauakten, persönliche Dokumente, Manuskripte, Bücher), fast zehntausend Zeichnungen und mehr als fünftausend Fotografien sowie 32 Modelle, außerdem technische Geräte und Mobiliar. Das Müther-Archiv sichert diesen Bestand und bereitet ihn wissenschaftlich auf. Über ein dreijähriges, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt wurde der Nachlass in Zusammenarbeit mit dem Baukunstarchiv der Akademie der Künste in Berlin erschlossen (siehe Forschung-Innovation 2016-19, S. 42-45). Die Erschließungsdaten stehen in einer Datenbank als digitalem Findmittel für die Öffentlichkeit zu Recherchezwecken zur Verfügung. In einem hochschulinternen Förderprojekt wurden 2020 erste wichtige Teile des Archivbestandes digitalisiert. Die Digitalisate können in der frei zugänglichen Datenbank eingesehen und heruntergeladen werden.

Das Archiv ist Mitglied der Föderation deutschsprachiger Architektursammlungen und Teilnehmer des Netzwerks Baukultur Mecklenburg-Vorpommern. Durch die Akquisition der Nachlässe der Architekten Karl Burmeister, Prof. Dr. Matthias Schubert, der Schenkung von Architekturzeichnungen durch Sergei Tchoban und der Übernahme des beruflichen Nachlasses von Helmuth Both, dem Konstrukteur und Produzenten der Raumerweiterungshallen (REH), wurden weitere Schritte zur Sicherung des baukulturellen Erbes Mecklenburg-Vorpommerns unternommen.

Ulrich Müther (1934–2007)

Ulrich Müther (1934–2007)

Der Bauingenieur Ulrich Müther (1934–2007) zählt zu den prägenden Persönlichkeiten der ostdeutschen Nachkriegsarchitektur. In den sechziger Jahren spezialisierte er sich wie niemand sonst in der DDR auf die Konstruktion und Ausführung von Betonschalen.

Müther folgte damit einem internationalen Trend der Zeit: Die eleganten Schalenbauten, die Ingenieure und Architekten wie Félix Candela in Mexiko, Pier Luigi Nervi in Italien, Eero Saarinen in den USA oder Heinz Isler in der Schweiz errichteten, wurden weltweit wahrgenommen. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in anderen Regionen der DDR und im Ausland realisierte Müther, meist in Zusammenarbeit mit Architekten, mehr als 70 markante Solitärbauten.

Zu den prominentesten gehören die Messehalle »Bauwesen und Erdöl« in Rostock-Schutow (1966), Großgaststätten wie der »Teepott« in Rostock-Warnemünde (1967/1968), die »Ostseeperle« in Glowe (1967/1968) und das »Ahornblatt« in Berlin (1969–1973; 2000 abgebrochen), das Café »Seerose« in Potsdam (1982/1983) oder der Rettungsturm am Strand von Binz auf Rügen (1979–1982).

Veröffentlichungen des Müther-Archivs

Das Archiv veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Themenhefte zu Bauten und Projekten der Ostmoderne in MV. Sie können die Publikationen direkt beim Müther-Archiv bestellen: muether-archiv@hs-wismar.de Der Erlös kommt dem Betrieb und weiteren Aufbau des Müther-Archivs zugute.

Ulrich Müther. Schalenbauten in Magdeburg. Mit Beiträgen von Susanne Brorson und Matthias Ludwig.
Publikationen des Müther-Archivs, Heft 3. Wismar 2017. 96 Seiten, 2-farbig, 9,00 €, ISBN 978-3-942100-46-5.

Der Musikpavillon in Sassnitz auf Rügen. Ein Schalenbau Ulrich Müthers in Zusammenarbeit mit Dietmar Kuntzsch und Otto Patzelt. Mit Beiträgen von Susanne Brorson und Matthias Ludwig. Publikationen des Müther-Archivs, Heft 2. Wismar 2015. 46 Seiten, 2-farbig, 9,00 €, ISBN 978-3-942100-42-7.

Zwei Schalenbauten Ulrich Müthers in Binz auf Rügen. Die Rettungstürme 1 und 2.
Publikationen des Müther-Archivs, Heft 1. Wismar 2014. 46 Seiten, 2-farbig, 9,00 €, ISBN 978-3-00-048097-3.

Die REH. Geschichte und technische Details der transportablen Raumerweiterungshalle. Hrsg. von der Hochschule Wismar, Fakultät Gestaltung. Wismar 2008. 28 Seiten, 4-farbig, 5,00 €
ISBN 978-3-939159-68-1 (vergriffen)

Kontakt

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University of Applied Sciences
Technology, Business and Design
Müther-Archiv
Haus 7a
Philipp-Müller-Straße 14
23966 Wismar
muether-archiv@hs-wismar.de

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