Archivmaterial

Wenn Sie auf der Suche nach alten Filmen sind, die an Vorgängereinrichtungen der Hochschule Wismar produziert wurden, wenden Sie sich bitte an das Landesfilmarchiv des Filmbüros MV. Dort ist das historische Filmmaterial unserer Hochschule archiviert.
Als Archivar steht uns und Ihnen Karl-Heinz Steinbruch engagiert zur Seite.
Sollten Sie Filmmaterial für private Zwecke oder dokumentarische Beiträge verwenden wollen, wenden Sie sich bitte mit einer kurzen Beschreibung Ihres Anliegens an die Pressestelle der Hochschule Wismar um eine Nutzungsgenehmigung zu erhalten.
 

Filmstudio der Hochschule Wismar

Klaus-Peter Heim während eines Vortrags an der Hochschule mit analogem Filmmaterial sowie einer alten Kamera.
Klaus-Peter Heim während eines Vortrags im Hörsaal 101 der Hochschule Wismar. Quelle: Hochschule Wisma/KB

Bis 1992 wurden im Filmstudio der Hochschule neben Dokumentarfilmen (u. a. 750 Jahre Wismar, 1979) auch Kurzspielfilme gedreht. „Der kleine Clown“ (Co-Regie, Kamera) erhielt 1986 eine Silbermedaille beim internationalen Filmfestival des nicht professionellen Films im argentinischen Mar del Plata, .
1972 hatte Klaus-Peter Heim dieses Filmstudio gründet und es zwei Jahrzehnte, bis 1992, auch geleitet.

Hauptamtlich war er bis 2007 im Farbfotolabor der Hochschule Wismar beschäftigt, nachdem er in Heiligendamm Fotografie unterrichtet hatte.
Seine Liebe zum Film zeigte sich bereits in seiner Jugend, als er einen Kurzfilm nach Shakespeares „Othello“ drehte und Regisseur und Hauptdarsteller zugleich war. Klaus-Peter Heim lernte unter anderem Kinomechaniker, studierte Naturwissenschaften (Mathematik), besuchte die Theaterhochschule in Leipzig (Abendkurse für Schauspiel und Regie), absolvierte ein Fernstudium in Babelsberg und ein Praktikum im DEFA-Studio für Spielfilme.

Erinnerungen Klaus-Peter Heims

750 Jahre Wismar mit Laufstreifen

Im Jahre 1973 erhielt das Filmstudio der Hochschule 1972 – 1992) vom damaligen Rat der Stadt den Auftrag, einen Jubiläumsfilm für die 750-Jahr-Feier der Stadtgründung in Farbe für das Kino zu drehen. Pünktlich lieferten wir den Streifen zur Uraufführung ab.
Obgleich wir uns bei der Montage alle Mühe gegeben hatten, damit der Film keinerlei Ver-unreinigungen und Kratzer haben sollte, stellten wir bald fest, dass nach der Premiere ein äußerst unangenehmer Laufstreifen den Film am Rande verunstaltete. Ein nagelneuer Projektor der Firma „MEOPTA“ (Prag) stand uns zur Verfügung. Nur er konnte der Übeltäter sein.
Wir tasteten alle Rollensysteme feinfühlig mit den Händen ab. Erst nach längerem Suchen fanden wir an einer Umlenkrolle einen kleinen Grat, den die Feinmechaniker der Firma trotz Qualitätskontrolle hinterlassen hatten und den Film so übel zurichteten. Mittels einer kleinen Nagelfeile entfernten wir den Restgrat und von da an trat keine Be-schädigung des auf ORWOCOLOR produzierten „750-Jahre-Wismar-Films“ auf.
Noch heute ärgert es mich riesig, wenn ich von Zeit zu Zeit den Film mit seinem einzigarti-gen „Laufstreifen“ sehe. Nur eine digitale Restaurierung – leider mit hohen Kosten ver-bunden – (z. B. mit Arri-Laser-Technik) wäre in der Lage, den Laufstreifen für immer zu beseitigen.
Inzwischen sind aber sicher viele Raubkopien gezogen worden, so dass der über der ge-samten Länge des Jubiläumsfilms vorhandene Laufstreifen stets seinen „Siegeszug“ feiern würde.

Filmproduktion über den Mecklenburgischen Maler Carl-Hinrichs

Es war in der Zeit, als der Konflikt um die Falklandinseln – östlich der Südspitze von Südamerika – zwischen Großbritannien und Argentinien zu eskalieren drohte. Da musste ich meinen Reservistendienst bei der NVA in Brandenburg antreten. [...] Meine Vorlesungen und Seminare habe ich auf die zivile Zeit verlegt.
[...]
Ich war bei der Filmproduktion über den Mecklenburgischen Maler Carl-Hinrichs. Am Wochenende konnte ich an dem Projekt in Schwerin und Heidekaten (bei Blowatz) weiterarbeiten, so dass ich den Zeitverlust mit meinem Filmteam
relativ schnell wieder ausgleichen konnte.
[...]

Auszug aus dem Beitrag "Der Raketen-Coup"

 

Die kasernierte Übernachtung (825-Jahr-Feier Schwerins)

Unserem Filmstudio der Hochschule Wismar übertrug der damalige Oberbürgermeister der Stadt Schwerin das vertraglich gebundene Projekt – vom Rektor abgesegnet –, im Jahre der beginnenden Perestroika und Glasnost in der SU einen farbigen Kinofilm über die 825-Jahr-Feier Schwerins zu drehen. „Wo wir leben ist es schön“ – mit einem Anflug von leichter Ironie – betitelten wir den wiederum auf ORWOMaterial zu drehenden Festumzug. Am späten Abend des vorhergehenden Tages, an dem der Festumzug stattfinden sollte, trafen wir im Organisationsbüro, das sich meines Wissens im Schweriner Schloss befand, ein.

Erschöpft und völlig ausgelaugt – wir hatten mehrere Tage
hintereinander in einer anderen Stadt ein adäquates Projekt
realisiert – hofften wir auf eine angenehme Unterbringung in einer bescheidenen Bleibe. Doch im Organisationsbüro stellte sich uns ein riesengroß wirkender Mann mit adipösen Formen entgegen und ließ seiner gewaltigen Stimme freien Lauf, dass ihrerseits keine Übernachtung vorgesehen sei, obgleich vor Wochen eine schriftliche Anmeldung des Drehstabes erfolgt war. Mit anderen Worten – sie hatten es schlichtweg vergessen!

Guter Rat war teuer, mir kam eine skurrile rettende Idee, so dass wir  keine Fisimatenten weiter zu machen brauchten. So fuhren wir mit unseren Trabants schwuppdiwupp nach Stern Buchholz (bei Schwerin) zur dortigen Kaserne der NVA, wo ich wieder einmal meinen Reservistendienst als Leutnant absolvieren musste. Mein Wehrdienstausweis (Nr. 72/988088) gewährte mir bei dem Wachposten großzügigen Einlass und natürlich auch dem Drehstab. Übrigens waren es vorwiegend Studenten der Wismarer Bildungsstätte (Elektronik/Elektrotechnik, Betriebswirtschaft, Bauwesen). Der Zorn über das Organisationsbüro hatte sich sofort verzogen, als es mit der ka-sernierten Übernachtung keine Probleme gab. Etwas Unbehagen überfiel mich doch. Was machen wir nur, falls in der Nacht Alarm ausgelöst werden würde!? Aber wahrscheinlich wehte bereits ein kleines Lüftchen vom großen russischen Bruder á la Gorbatschow zu uns herüber. Der Alarm blieb aus.

Erschöpft sanken wir in die Militärbetten, es war Wochenende und viele Schläferstätten waren nicht belegt. Es war Wochenendurlaub!

Was wir freilich nicht ahnen konnten, auch in unseren kühnsten Träumen nicht, dass die durch die Produktion des Films erzielte große Finanzspritze (die ausschließlich der Hochschule Wismar zugute kam) fünf Jahre später im Rah-men der Währungsunion teilweise im Verhältnis 1 : 1 in DM ungetauscht werden sollte. So war das eben damals!

 

Alle Beiträge sind dem Buch "Die unendlichkeit kommt hinter uns her", Band 1 der Geschichten der Hochschule Wismar, entnommen (ISBN: 978-3-939159-50-6).

Landesfilmarchiv M-V

Karl-Heinz Steinbruch

Beauftragter Archivar im Landesfilmarchiv Mecklenburg-Vorpommern des Filmbüro MV
landesfilmarchiv@filmbuero-mv.de
Tel.: (03841) 618 220

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