Wissenschaftler von Format verabschiedet

Prof. Dr. Ingo Müller dankte im Namen der Fakultät für Ingenieurwissenschaften Prof. Schauer für dessen hohen persönlichen Einsatz für die Hochschule Wismar.

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Einen Thyristor aus dem Jahre 1964 hatte Prof. Schauer als symbolisches Erinnerungsstück zum Ehrenkolloquium aus Anlass seiner Verabschiedung in den Ruhestand mitgebracht.

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Auch der erheiternde Vortrag zur Verabschiedung Prof. Schauers (m.) aus dem „Arbeitsleben für Technik und Menschen“ hat dessen Engagement für die Hochschule Wismar unterhaltsam veranschaulicht.

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Wismar    Als „Motor und Säule der Hochschule Wismar zugleich“ hatte Rektor Prof. Dr. rer. nat. Norbert Grünwald den seit mehr als 20 Jahren an der Wismarer Hochschule lehrenden Prof. Dr.-Ing. habil. Winfried Schauer beschrieben, als er ihm im Auftrag des Bildungsministers Mecklenburg-Vorpommerns, Henry Tesch, die Emeritierungsurkunde überreichte und für die vielfältige und intensive Unterstützung bei der Gestaltung der Hochschule Wismar dankte.

Ein trotz vorlesungsfreier Zeit gefüllter Hörsaal, im Auditorium neben Angehörigen der Hochschule Wismar aus allen Fakultäten und Gremien Gäste anderer Hochschulen Deutschlands– auch aus der Schweiz – sowie Firmenvertreter, dafür musste es doch einen ganz besonderen Grund geben: Die Fakultät für Ingenieurwissenschaften hatte am 13. September 2010 zum Ehrenkolloquium geladen. „Mit Prof. Schauer wird nicht nur ein engagierter Wissenschaftler sondern auch ein profilierter Hochschullehrer in den Ruhestand verabschiedet, der vielen Studenten den Weg in die Automatisierungstechnik gezeigt, sie mit seinen Vorlesungen gefesselt und zudem die Entwicklung des Fachbereiches Elektrotechnik und Informatik der Hochschule Wismar wie kaum ein anderer nachhaltig geprägt hat. Unvergessen sind sein Engagement, seine Fähigkeit zur Begeisterung und sein weitsichtiges Handeln bei der Rettung der beiden Studienrichtungen des Fachbereiches Elektrotechnik und Informatik in den 90er Jahren“, so Prof. Dr. Ingo Müller, Dekan der Fakultät für Ingenieurwissenschaften zu Beginn seines Vortrages. Er ging auf Meilensteine in Schauers Leben ein, von dessen Geburt im August 1948 in Halle an der Saale bis zur offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand mit Ablauf des 31. August 2010.

Vom Schulbesuch in Landsberg/Saale mit besonderem Interesse Schauers für Mathematik und Physik sowie dessen sportlichem Talent über das Studium an der Technischen Hochschule „Otto von Guericke“ in Magdeburg von 1964 bis 1969 mit den Vorlesungen zur elektrischen Antriebstechnik und elektrischen Maschinen bei Prof. Vogel zur Regelungstechnik bei Prof. Töpfer oder zur Elektronischen Schaltungstechnik bei Prof. Seiffart, dem Praktikum im Starkstromanlagenbau Magdeburg bis zur Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Elektrische Antriebstechnik und anschließend als Oberassistent spannte er den Bogen. Der Promotion im Jahre 1976 zum Dr.-Ing. folgte 1981 der Einsatz als Selbstständiger Forschungsingenieur im Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann (SKET) in Magdeburg. Das 1977 im Alfred Hütig Verlag Basel erschienene Lehrbuch „Grundlagen der elektrischen Antriebstechnik“ von Prof. Vogel hat er als Mitautor gestaltet. Es zählt noch heute zu den Standardwerken im deutschsprachigen Raum, in nunmehr 6. Auflage. Von 1983 bis 1988 war Schauer Dozent für Automatisierungstechnik in Magdeburg und habilitierte sich im Jahre 1985. 1988 folgte er dem Ruf zum Professor an der Technischen Hochschule Wismar, der Vorgängereinrichtung der Hochschule Wismar. Mit viel Energie, Engagement, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen baute Prof. Schauer das Fachgebiet Automatisierungstechnik in Wismar auf. Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahre 1989 brachte natürlich auch große Veränderungen in der deutschen Hochschullandschaft mit sich. Die Technische Hochschule Wismar wurde 1992 als Fachhochschule für Wirtschaft, Technik und Gestaltung neu gegründet. Prof. Schauer wurde als Professor für Automatisierungstechnik übernommen und vertrat seit dieser Zeit die Ausbildung der Studenten in den Lehrgebieten Automatisierungstechnik, Elektrische Antriebstechnik, Leistungselektronik, Geregelte elektrische Antriebe, Projektierung von Automatisierungsanlagen und Prozessautomation in den Studiengängen Elektrotechnik, Informatik bzw. Multimediatechnik sowie Maschinenbau. Mit seiner von den Studenten geschätzten tiefgründigen, gut strukturierten Darstellungsweise bei gleichzeitig hohen Anforderungen an die Leistungsbereitschaft der Studenten konnte er ihnen das nötige Rüstzeug in der ausgewogenen Kombination aus Theorie und Praxis für einen erfolgreichen Berufsweg als Ingenieur mitgeben.

Welch hohen Stellenwert die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen für Prof. Schauer hatte, davon zeugen seine intensiven Kontakte zu einer Vielzahl von Universitäten im In- und Ausland. Exemplarisch seien hier die University of Louisville (Kentucky/USA), die John-Moors University Liverpool (GB) und die Universität Gleiwitz (Polen) oder aber die Universitäten Berlin und Magdeburg genannt. Zur modernen Ausstattung des Bereiches Elektrotechnik und Informatik trugen auch die Kontakte zu Firmen wie Gossen Metrawatt, Wonderware und der Siemens AG in Verbindung mit der Fachschule in Biel in der Schweiz bei und bilden seit langem die Grundlage für den Karrierestart für so manchen besonders begabten Absolventen. Seit 1996 organisierte Prof. Schauer das Wismarer Automatisierungssymposium, welches sich zu einem festen Ereignis mit großer internationaler Beteiligung entwickelt und die Hochschule weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht hat.

Von 1994 bis 2000 lenkte der engagierte Wissenschaftler die Geschicke des Fachbereiches Elektrotechnik und Informatik als Fachbereichssprecher. Mit Umsicht und Weitblick stellte sich Prof. Schauer den Herausforderungen der Umgestaltung von Studieninhalten und Studienrichtungen entsprechend den Anforderungen der Industrie und den Vorgaben der bildungspolitischen Ausrichtung des Landes Mecklenburg-Vorpommern. In Anerkennung seiner langjährigen Tätigkeit als Senator der Hochschule Wismar (1994 bis 2007) wurde Prof. Schauer im Jahre 2008 der Titel „Ehrensenator“ verliehen, worauf die Senatsvorsitzende Professorin Dr. Mönch-Kalina mit ihren Dankesworten hinwies. Überdies gehörte er zu den Mitgründern des Förderkreises der Hochschule Wismar und war dort bis vor kurzem als Geschäftsführer ehrenamtlich tätig. Durch seine menschliche Wärme konnte er wichtige Sponsoren aktivieren und diesen Förderkreis zu einem wichtigen Bindeglied zwischen der Hochschule, der Hansestadt und der regionalen Industrie entwickeln.

Nicht nur der Dekan, Prof. Dr. Ingo Müller, betonte, dass Prof. Schauer der Hochschule fehlen wird, auch Prof. Dr. Peter Dünow brachte dies in seinem mit trockenem Humor gespickten Vortrag zum Ausdruck. Seine auf der Zeitebene angesetzten Vergleiche zwischen der persönlichen Entwicklung Prof. Schauers und der Entwicklung der Automatisierungstechnik, geschickt kombiniert mit historischem Bildmaterial, rissen das Auditorium zu wahren Lachsalven hin. Prof. Dr. Frank Palis – extra aus Magdeburg angereist – wusste mit Episoden und Anekdoten aus der Studenten- und Assistentenzeit zu überraschen. Prof. Schauer selbst wartete mit Thesen auf zur Frage:“ Wie wird man Hochschullehrer?“ Vom Zufall über die Vorbildwirkung von Verwandten, die schließlich die Studienplatzwahl beeinflussen, und einen Numerus Clausus, der Träume platzen lassen kann, sowie weiteren Faktoren spannte er seinen Thesenbogen zurück zum Zufall. Er verabschiedete sich all jenen dankend, die sein Leben begleitet und ihn unterstützt haben und bahnte sich anschließend seinen Weg durch ein Blumenmeer, um zum Sektempfang zu laden.


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